„GODZILLA MINUS ONE“ (2023) | Filmreview
Bezug zu Jackie Chan: keiner vorhanden
„Jeder, der einen Krieg überstanden hat, sollte sein Leben dann auch leben dürfen.“
Godzilla wird 70. Zur Feier des beliebten Filmmonsters haut Japan mit „GODZILLA MINUS ONE“ (2023) diesen Blockbuster raus, der sowohl mit gelungener CGI als auch einer emotionalen Story den Zuschauer bei Laune hält.
Fangen wir vorne an: Nachdem der Große Krieg 1945 endet, findet sich Japan in Trümmern wieder. Der desertierte Kamikaze-Pilot KOICHI kehrt in seine Heimat zurück, um festzustellen, dass seine Familie nicht überlebt hat. Gewissensbisse und Albträume strafen den jungen Mann.
Trost findet er in einer fremden jungen Frau, die im Krieg ein verlassenes Kleinkind aufleste und für es sorgte. Die Liebe der jungen Wahlmutter überträgt sie auch auf ihren neugewonnenen Mann, der bitterliche Überlebensschuld hat.
„Du bist am Leben, Koichi. Das musst du doch fühlen“, ist der Satz, der einem als Zuschauer in Herz und Gedächtnis bleibt. „GODZILLA MINUS ONE“ erzählt nicht nur eine Geschichte über ein wütendes Monster, sondern vor allem viele Geschichten von vielen Japanern, die nach der Kapitulation im Zweiten Weltkrieg sofort vor die nächste wichtigste Entscheidung in ihrem Leben vorbereitet werden, nämlich gegen Monster unbekannter Herkunft zu kämpfen.
An dieser Stelle wird es etwas tricky im Plot. Denn laut den verbliebenen Ex-Militärs habe Japan nicht mehr die Kapazität, um zu kämpfen. Und die Amerikaner würden nicht einschreiten, um keinen Gegenschlag der Sowjets zu provozieren. Nachvollziehbar. Aber warum stellt niemand die Frage, wo Godzilla eigentlich herkommt oder was es ist?
Sinnbildlich steht auch in diesem Godzilla-Film das radioaktive Urzeit-Monster für das gefährliche Atomzeitalter, dessen Start gerne rückblickend mit der Erfindung und dem Niederwerfen der Bomben auf Nagasaki und Hiroshima zurückgeführt wird. Kein Wunder also, dass aus der japanischen Überlebensschuld und der Vergangenheitsbewältigung eigener Gräueltaten Godzilla in der japanischen Popkultur erwachsen ist, das sich nun gegen die eigene Bevölkerung richtet.
Eine romantisch, makabere Metapher dafür, wie ein Volk sich selbst definiert, geißelt und versucht, mit den Dämonen der Vergangenheit umzugehen. Das wird vor allem in der Szene deutlich, als Soldaten und Zivilisten gemeinsam auf See dem gefallenen Feind salutieren – es ist gleichzeitig ein Salut an alle gefallenen Menschen im Großen Krieg.
„GODZILLA MINUS ONE“ ist ein guter Film, ein Film über menschliche Zerstörungswut, heilende Liebe, Fremdartigkeit und Tradition, und er versucht, ein wenig Heilung in die Seele der Japaner zu bringen. „Ist dein persönlicher Krieg jetzt vorbei, Koichi?“ Ist er das? Abzüge gibt’s leider für die schlecht animierten starren Augäpfel des Monsters.
Satte 7 von 10 Sternen
Deutscher Trailer | „GODZILLA MINUS ONE“ (2023)
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